Katze auf Baum

Mitternacht, Schicht im Schacht. Die Kinderlein schon längst zu Bett gebracht. In Anbetracht dieser kalten Vollmondnacht, hat sich ein Wolfsrudel aufgemacht, in Eintracht zu heulen vor dieser grossen Himmelsmacht. Wie abgemacht jaulen sie alle in voller Pracht, hinaus in die kristallklare Winternacht.

Dann, als einen Moment alles schweigt, ein leises «miau» vom Baum aufsteigt und die ganze Ruhe vergeigt.

Der Leitwolf knurrt mit angelegten Ohren: «Was hast du denn als Katz da oben verloren? Ihr seid doch Hexenwesen, fliegt mit ihnen auf dem Besen!»

«Oh, das ist`s noch lange nicht gewesen, wir Katzen sind belesen, kommen zusammen zum Vollmond auf eigene Spesen! Da gibt`s Kurzhaar und Siamesen, Kartäuser und solche mit Prothesen, aus ganz unterschiedlichen Diözesen und selbstauferlegten Askesen. Alle tun wir dann den Mond anbeten. Freilich tun wir das nicht raus trompeten, sondern mit diskreten Gebeten auf den Plan treten. So kommt mit uns und lernt daraus, statt Geheul und grossem Applaus, ein kleines «Miau» sagt viel mehr aus!»